Kirche St. Nikolaus, Hofstetten SO

Die neue Beleuchtung geht eine bauliche sowie gestalterische Symbiose mit der Architektur des Innenraumes ein und unterstützt damit die neugewonnene Ruhe und Klarheit. Die gesamte integrierte Grund- sowie Akzentbeleuchtung ist so gestaltet, dass sie optisch nicht wahrzunehmen ist. Die Leuchten verschwinden in der Holzrasterdecke, sind geschickt in toten Winkeln versteckt oder so klein, dass sie keine Aufmerksamkeit erregen. So ist es vordergründig das Licht allein, welches die puristische Erscheinung dieses kontemplativen Ortes unterstreicht.

 

Röm.-kath. Pfarrkirche St. Nikolaus | Hofstetten SO

Lichtgestaltung: Konzept, Projekt- und Ausführungsplanung, 2023

In der Silvesternacht 2021 zerstörte ein Brand den gesamten Innenraum der Kirche St. Nikolaus. Trotz folgenschwerem Ereignis eröffneten sich neue Perspektiven, dem Kirchenraum seine sakrale Atmosphäre sowie eine Symbiose zwischen Architektur- und Lichtgestaltung zurückzugeben.

Im Zentrum dieser Neugestaltung und basierend auf einer detaillierten Analyse der barocken Umgestaltungen stand die Neuinterpretation der Decke, die als prägendes Element fungiert und dem Raum die gewünschte Komplexität und Leichtigkeit verleiht.

Wie kann Licht Menschen berühren – nicht aufdringlich, sondern leise?
Wie wird es Teil der Architektur?
Wie kann es den Raum nicht nur sichtbar machen, sondern erlebbar?
Wie kann es eine Einladung sein – zum Ankommen, zum Innehalten, zum Nachdenken?

Unser Ziel war es, eine Atmosphäre zu schaffen, die nicht ablenkt, sondern verbindet. Die den Raum in seiner Schönheit unterstreicht. Licht, das begleitet. Das leitet.
Das den Menschen Raum gibt – zum Dasein, zum Denken, zum Erinnern.
Das den Raum mit all seiner Geschichte und Würde neu erfahrbar macht.

Die neue Beleuchtung geht eine bauliche sowie gestalterische Symbiose mit der Architektur des Innen-raumes ein und unterstützt damit die neu gewonnene Ruhe und Klarheit. Die gesamte integrierte Grund- sowie Akzentbeleuchtung ist so gestaltet, dass sie optisch nicht wahrzunehmen ist. Die Leuchten verschwinden in der Holzrasterdecke, sind geschickt in toten Winkeln versteckt oder so klein, dass sie keine Aufmerksamkeit erregen. So wird es vor allem das Licht selbst, das die puristische Ästhetik dieses kontemplativen Raums hervorhebt.

Die einzig sichtbaren Leuchten sind zehn tiefhängen-de, minimalistische Pendelleuchten aus rohem wie poliertem Messing im Kirchenschiff , die wie feine, senkrechte Linien wirken, und damit das Raster der hölzernen Lisenen von den Wänden weg in den Raum übersetzen. Ein kleiner Glasdiffusor trägt den Lichtpunkt nach aussen auf die golden polierte Unterseite des Leuchtentellers und erzeugt durch die Spiegelung einen Effekt der Unendlichkeit. An der Gegenseite verschwinden die langen Messingstäbe scheinbar fortlaufend in den Tiefen der Holzdecke.

Neben dem Altarraum stand die Apsis als «unendlicher Raum» im lichtgestalterischen Fokus. Zur visuellen Auflösung der räumlichen Begrenzung wird die halbrunde Wand mit einem von oben nach unten intensiver werdenden Lichtverlauf beleuchtet. Wie der Himmel, der sich in seiner Unendlichkeit Tag für Tag in anderen Farben und Stimmungen zeigt, lädt die Apsis ein, den Blick in die Weite schweifen zu lassen Ein flexibles, lineares Lichtband zieht sich, verborgen hinter einem speziell gefertigten, den Kalksteinboden erweiternden Natursteinsockel, der Rundung entlang. Sein goldenes Licht lässt den Übergang der verschiedenen Lichtquellen miteinander verschmelzen. Die vom Kirchenschiff nicht sichtbaren Leuchten wurden dafür in Tunable-White-Technik ausgeführt. Sie ermöglichen verschiedene Stimmungsbilder in der Apsis, von festlich warm über zurückhaltend kühl bis hin zum geheimnisvollen Zusammenspiel verschiedener Farbtemperaturen.

Das Wesen der Kirche ändert sich immer mehr, es öffnet sich und wird jünger. Die neue Beleuchtung adaptiert diese Entwicklung, geht auf zahlreiche Bedürfnisse der Kirchgemeinde für verschiedenste Anlässe ein und ist auch auf die Kirche als öffentlich genutzter Raum abgestimmt. Eine hohe Dichte an Downlights mit unterschiedlichen Ausstrahlungscharakteristika befindet sich über dem Altarraum, um auf verschiedenste kirchliche und weltliche Anlässe in der Kirche einzugehen.

Die zarten Stimmungen in der Apsis können separat zu den Stimmungen im Kirchenschiff dazu gewählt werden, um eine Resonanz mit der jeweiligen Tagesstimmung einzugehen.

Architektur:
Flubacher Nyfeler Partner Architekten, Basel

Fotografie:
Andrin Winteler, bürobureau GmbH

Awards:
Preisträger Prix Lumière 2025
Nomination Deutscher Lichtdesign Preis 2025